Mittwoch, 1. Dezember 2010

WACHSTUMSBRANCHEN

Die wichtigsten Wachstumsmärkte

Bergbau, die Energiewirtschaft, dieNahrungsmittelverarbeitung und der Tourismus. Grundsätzlich finden deutsche Unternehmer Investitions- und Absatzmöglichkeiten, wenn es um die Rohstoffverarbeitung oder um die Modernisierung bzw. Technologisierung von Industrieprozessen geht. Auch für andere Auslandsinvestitionen ist der Standort Chile interessant:

Der Bergbau ist die dominierende Branche des Landes. Chile wird wegen seiner reichen Vorkommen sowie den stabilen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen vom kanadischen Fraser-Institut als weltweit attraktivster Investitionsstandort für Minenunternehmen eingestuft. Im Jahr 2006 hat die deutsche K+S Gruppe für 477 Mio. US$ das Salz-Bergbauunternehmen Sal Lobos aufgekauft, was die größte deutsche Dirketinvestition in Chile der vergangenen Jahre darstellt. Bei der Gold- und Silberförderung stehen zwei Großprojekte der Firmen Barrick und Placer Dome im Gesamtwert von 3,4 Mrd. US$ im Vordergrund.

Der Kupferbergbau nimmt seit den 50er Jahren den größten Anteil am Bruttosozialprodukt ein. Rund 35% des weltweit gehandelten Kupfers stammt aus dem Andenstaat. Dies verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass in Chile 30% aller weltweit existierenden Kupfervorhaben liegen. Die größte Kupfermine der Welt ist seit 1881 Chuquicamata. Abhängig vom jeweiligen Weltmarktpreis entfallen rund 50% der Exporterlöse Chiles auf das rote Metall. Seit 2003 stieg der Kupferpreis stetig und erreichte im Mai 2006 mit 3,65 US$/lb den monatlichen Höchststand. Im Dezember 2007 betrug der Kupferpreis 2,88 US$/lb. Die Minenbetreiber wollen auch in Zukunft von hohen Rohstoffpreisen profitieren. Bis 2015 sind 18,5 Mrd. US$ an Investitionen in diesem Bereich geplant. Der Staatskonzern Codelco, der etwa die Hälfte der chilenischen Kupferproduktion stellt, hat im Jahr 2007 2,5 Mrd. US$ investiert.

Weitere wichtige Bodenschätze, die ebenfalls von den aktuell sehr hohen Weltmarktpreisen profitieren, sind Molybdän, Lithium, Jod, Mangan, Schwefel, Phosphate und Salze.

Der Sektor
Elektrizität, Gas und Wasser konnte in den letzten Jahren große Zuwächse verzeichnen. Nach den erfolgreichen Privatisierungsprozessen der 90er Jahre haben die neuen Eigentümer lokaler und internationaler Herkunft enorme Investitionen in den Ausbau und die Modernisierung der Versorgungsnetze getätigt.

Der Energiebereich steht durch die anhaltend starke Konjunktur, die hohe Abhängigkeit von Klimaverhältnissen (Wasserkraftwerke) und von ausländischen Rohstofflieferungen (Gas, Öl) unter dem Druck, seine Kapazitäten in den nächsten Jahren erheblich zu erweitern. Momentan werden Projekte wie der Bau von vier Wasserstaukraftwerken im Süden Chiles durch das spanische Unternehmen Endesa entwickelt, wodurch bis Ende 2010 zusätzliche Kapzitäten von insgesamt 8000 MW geschaffen werden sollen. Aufgrund unbeständiger argentinischer Gasexporte, steigender Ölpreise sowie einem überproportional wachsenden Energieverbrauch erfreuen sich Themen wie Energieeffizienz, erneuerbare Energien sowie die Sondierung eigener Off-shore Gasvorkommen eines starken Interesses innerhalb der Branche. Durch gesetzgeberische Maßnahmen sowie der Förderung des Baus von Kleinkraftwerken durch die chilenische Regierungsgesellschaft für Wirtschaftsentwicklung CODELCO wurde eine solide Basis für den Einsatz regenerativer Energien geschaffen.

Die modernen Bereiche der
Agrarbranche gewannen in den letzten Jahren immer mehr Bedeutung. Die wichtigsten Produkte sind Obst und Gemüse, aber auch sogenannte "industrielle" Arten, die der vertikalen Integration in der Vieh- und Fischzucht dienen. Chile ist heute bereits weltweit einer der bedeutendsten Lieferanten von Äpfeln, Trauben, Pflaumen, Himbeeren und Avocados. Zunehmend wird neben der Diversifizierung mit Blumen und Saaten in die Weiterverarbeitung von Früchten, Obst und Gemüse investiert, um neben dem Export von frischer Ware auch die Wertschöpfung im Lande zu erhöhen. Dazu werden komplette Verarbeitungs- und Verpackungslinien eingerichtet und internationale Qualitätskriterien übernommen. Das größte derzeit im Bau befindliche Projekt des chilenischen Agrarunternehmens Agrosuper sieht Gesamtinvestitionen von etwa 500 Mio. Dollar vor, um im Norden des Landes einen völlig neuen Agroindustriekomplex aus dem Boden zu stampfen, der neben dem Anbau und der Verarbeitung von Obst und Gemüse auch Schweine- und Geflügelzucht sowie entsprechende Schlachthäuser vorsieht. Während das Andenland bis vor einigen Jahren noch Nettoimporteur von Fleisch und Milch war, hat es inzwischen hochmoderne Kapazitäten aufgebaut, die u.a. so anspruchsvolle Märkte wie die EU und Japan beliefern. Auch chilenisches Olivenöl macht inzwischen den traditionellen Produzenten aus Spanien und Italien Konkurrenz.

Chilenischer Wein ist heute in jedem besseren Weingeschäft Deutschlands zu finden, insbesondere die Rotweine des Andenlandes erzielen regelmäßig Medaillen auf renommierten internationalen Wettbewerben. Der Weinbau verzeichnete in den vergangenen Jahren eine erhebliche Erweiterung der Anbauflächen. Die Diversifizierung der Reben und die Modernisierung der Kellereien wird von zweistelligen Exportzuwächsen begleitet. Wertmäßig gehen mehr als die Hälfte der Lieferungen nach Europa. Chile will weiterhin die Produktion durch die Anlegung neuer Anbauflächen steigern und zur Erschließung neuer Märkte auf die Imageförderung des chilenischen Weins setzen.

Die Fischwirtschaft Chiles gehört zu den größten der Welt und ist in den letzten Jahren erheblich gewachsen - bei einer Küstenlänge von fast 7.000 Kilometern ist das kein Wunder. Zudem bringt das Ökosystem der chilenischen Küsten einen außerordentlichen Artenreichtum hervor, sodass jährlich ca. 5 Mio. Tonnen Fisch- und Meeresprodukte gefangen werden. Die wichtigsten Produkte sind Frisch- und Tiefkühlfisch, Meeresfrüchte sowie Fischmehl und Fischöl. Bei Speisefischen gehört der Lachs zu den Exportschlagern.
Europäische Investitionen in die Fischereiindustrie werden zugelassen, sofern sie über ein in Chile ansässiges Unternehmen bzw. chilenische Unternehmen in Europa getätigt werden. Für die nächsten 10 Jahre wird mit einer jährlichen Wachstumsrate von 10% und Investitionen von über 2 Mrd. US$ gerechnet.

Die zweitwichtigste Exportbranche des Landes ist die Forstwirtschaft. Schwerpunktmäßig wird Zellulose produziert. Dank hoher internationaler Nachfrage und anziehender Weltmarktpreise steigen die Exporte von Holz, Holz- und Faserplatten, Papier, Zellulose und Karton. Der Forstbereich sieht bis 2009 Investitionen in Höhe von etwa 3 Mrd. US$ vor. Diese werden insbesondere für den Bau neuer Zellulosewerke und von Anlagen zur Wellkartonproduktion aufgewendet. Zunehmende Bedeutung gewinnt auch die Produktion von Holzplatten und die Entwicklung höherwertiger Produkte für die Bau- und Möbelindustrie.

Die verarbeitende Industrie beschäftigt sich vor allem mit der Weiterverarbeitung und Veredelung der nationalen Rohstoffe sowie der Forst- und Agrarprodukte. Bedeutung haben dabei die Metallschmelzen, Ölraffinerien, Methanolwerke, die Nahrungsmittel- sowie die Verpackungsindustrie, die Papier-, Kunststoff- und Druckerei-, aber auch die Pharma- und Kosmetikindustrie. In den vergangenen drei Jahren haben Produkte der verarbeitenden Industrie ihren Anteil an den chilenischen Exporten vergrößern können. Hierin zeigt sich die von der Regierung betriebene Diversifizierung der chilenischen Wirtschaft, um die Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen zu senken.

Das Baugewerbe läuft mit der starken Konjunktur konform. Neben dem nach wie vor hohen Auftragsbestand aus öffentlichen Bauten und dem Konzessionsprogramm wird die Nachfrage durch den privaten Infrastrukturausbau sowie die Belebung des Immobilienmarktes geschaffen. Am Ausbau des konzessionierten städtischen Autobahnsystems, das in Santiago inzwischen mit kontaktfreier Maut läuft, hat auch die deutsche Firma HochTief erfolgreich teilgenommen. Nach Erwartungen des Branchenverbandes werden die Investitionen 2007 um 9% steigen. In seine Infrastruktur beispielsweise wird Chile in den kommenden Jahren rund 5 Mrd. US$ investieren.

Seit 2005 wird dem Umweltschutz mehr Bedeutung beigemessen. Aufgrund neuer schärferer Gesetze prognostizieren Experten vor allem im Bereich der Reinigung von Abgasen und Abwässern eine verstärkte Nachfrage nach Umwelttechnik. 2007 wurden über 200 Mio. US$ in die Wasserversorgung in Form von Abwasseraufbereitung, Trinkwasserversorgung und Kanalisation investiert. Da die inländische Produktion von Umwelttechnik sehr gering und bislang nur auf wenige Produkte beschränkt ist, werden Importe aus dem Ausland in diesem Bereich essentiell, um sowohl Industrieanlagen als auch Privathaushalte gemäß der neuen Gesetze anzupassen. Auch das Recycling von Industriemüll stellt ein lukratives Geschäft für ausländische Investoren dar.

Chile besitzt eines der modernsten Telekommunikationsnetze Lateinamerikas und weist den höchsten Elektrifizierungsgrad der Region auf. Die Entwicklung in derTelekommunikationsbranche war in den letzten Jahren von einer starken Dynamik geprägt und konzentriert sich weiterhin auf den Ausbau von Mobilfunk- und Breitbandverbindungen. Geschäftschancen für deutsche Firmen ergeben sich aus der Umstellung von Mobilfunknetzen auf den europäischen GSM-Standard. Sowie UMTS (G3). Im Durchschnitt wurden 900 Mio. US$ jährlich investiert. Während sich die Zahl der Festnetzleitungen (vielfach Breitband) mittlerweile bei 3,3 Mio. Kunden eingependelt hat, existieren inzwischen mehr als 12,7 Mio. Mobiltelefone und decken fast 84% der Bevölkerung mit einem Handy ab. Damit verfügt Chile über die höchste Marktdurchdringungsrate in Südamerika. Die Einführung neuer Technologien wie WLAN, Telefonieren über das Internet (VOIP) oder Breitbandverbindungen sorgen für eine rasante Entwicklung dieser Branche. 2007 nutzten 43% der Bevölkerung Internet.

Der IT- und Softwarmarkt wird weitgehend von ausländische Herstellern bestimmt. Im Importranking nach Ländern liegt Deutschland nach den USA (49,96%) und Schweden (10,82%) mit einem Anteil von 5,25% auf Platz drei. Nach Prognosen der International Data Corp. (IDC) legt Chiles Softwaremarkt bis 2009 Steigerungsraten von jährlich nahezu 10% vor: Die meisten Unternehmen planen konstante oder vermehrte Investitionen. Sie wollen ihre Prozesse verbessern und sorgen sich um die Datensicherheit. Auch die öffentliche Verwaltung modernisiert sich und kann aus relativ vollen Kassen schöpfen. Für Nachfrage seitens privater Konsumenten sorgen die laufende Verbesserung bei der PC-Ausstattung und beim Internetzugang.

Die E-commerce-Industrie verzeichnet in Chile ein starkes Wachstum. Im Jahr 2007 wurden mehr als 20 Mrd. US$ umgesetzt. Gegenüber des Vorjahres ist das ein Zuwachs um 14%.

Die Chilenische Staatliche Wirtschaftsförderung CORFO hat ein Investitionsprogramm für den Mittelstand aufgelegt, das die Ansiedlung von IT- und Hi-Tech-Firmen in der Stadt Valparaíso subventioniert, um die Entwicklung der aufstrebenden Hafenstadt in Mittelchile als IT- und Hi-Tech-Standort zu stärken.

Quelle: Deutsch-Chilenische IHK, CAMCHAL

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